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Bröserl

Bröserl

Bröserl

 

geb. 13. Mai.1983

gest. 03. Dezember 2007

Viele Dinge im Leben beginnen viel, viel früher, als sie eigentlich beginnen.

So geschehen bei unserem „Bröserl“, der kleinen Welsh B Stute, die noch gar nicht auf der Welt war. Ja, sie war sogar noch nicht einmal geplant, als die Geschichte ihres Lebens begann.

Das war so:

Im Jahre des Herrn 1979, und zwar im August, hatten sich so viele Kinder bei unseren Reiterferien in der Anlage angemeldet, dass mir die Pferde zu wenig wurden. Auch für die Herbstferien schien es ziemlich eng zu werden. Was also blieb zu tun?
Mindestens ein zusätzliches Pferd musste besorgt werden.

Der allmonatliche Pferdemarkt an jedem ersten Samstag im Monat in der Schmellerhalle in München stand am 1. September vor der Tür.
In aller Frühe schon, kurz vor 7 Uhr, schlenderten wir durch die riesige Markthalle, in der sonst Hunderte von Rindern zur weiteren Verwendung aufgetrieben wurden. Vor langen, niedrigen Trögen angekettet, standen bereits die ersten Pferde, über deren Schicksal die nächsten Stunden entscheiden sollten.
Mit Hufgeklapper und Gewiehere strömten weitere Tiere an der Hand von Händlern in grauen Arbeitsmänteln oder geführt von Privatleuten zu den Toren herein. Ein buntes Bild voller Hektik und erwartungsvoller Spannung.

Zwischen all dem Gedränge kam uns ein schmächtiges Bäuerlein in abgetragener, grauer Kleidung mit einem lebhaften, weiß gestiefelten Fohlen entgegen. Das kastanienbraune Fell prangte in feurigem Glanz und lenkte unsere Blicke mit magischer Kraft auf sich.
Der imposante, kleine Hengst war nicht viel größer als ein kräftiger Schäferhund. Aufmerksam und selbstbewusst stolzierte er einher, wobei er keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, wer hier eigentlich wen an der Leine führt.
Ich war von dem kleinen Kerl so fasziniert, dass ich stehen blieb und ihn interessiert musterte.
Der Bauer reagierte sofort. Er bot mir das Fohlen zum Kauf an. Nicht etwa mit der Begründung, dass es etwas Besonderes sei, sondern nur deshalb, weil er dringend weg müsse. Er handle nur im Auftrag eines Freundes, der ihn um die Gefälligkeit gebeten habe.
500,00 DM seien zudem äußerst günstig, da er auch die vollen Papiere mitgeben könne.

Ein Handel, bei dem sich der Käufer nicht besonders interessiert zeigt, war immer schon die günstigste Ausgangsposition für einen guten Abschluss.
Der einzige Punkt für mich, hier schwach zu werden, war der kleine Hengst selbst. Der gefiel mir nämlich ausnehmend gut. Es war, als wäre ein Funke der Sympathie von ihm zu mir übergesprungen.
Ohne zu überlegen, ja fast wie in einem Traum, hörte ich meine Stimme sagen: „400 DM und du kannst den Knirps dalassen!“
Eh ich`s richtig kapierte, hat der Bauer eingeschlagen, den Führstrick in meine Hand gelegt, das Geld genommen und ist wie eine sich auflösende Erscheinung in der Menge der umstehenden Leute verschwunden.
Ich nannte den hübschen Ponyhengst „Jonathan“ und brachte ihn, zusammen mit der ebenfalls erworbenen Norwegerstute „Nadja“ in`s Moos.
In kurzer Zeit war Jonathan der Liebling der Kinder.
4 Jahren später offenbarte er uns seine beeindruckenden Qualitäten der gehobenen Reitpferdeklasse und in der Kinderausbildung. Das war der Grund, weshalb ich mich dazu entschloss, alle seine verwandten Geschwister zu kaufen.

Eine dieser weiblichen Verwandten war unser „Bröserl“.

Bei Herbert Kugler aus Rennertshofen holten Andi, Ingeborg und ich im September 1983 die zwei Absatzfohlen Bröserl (geb. am 13.05.1983) und Momo ab. Schnicki, die auch mitgenommen wurde, war schon ein Jährling.
Die Schimmelstute Momo übernahm später meine Tochter.

Bröserl
Bröserl

1984 zogen die Jährlingsponies mit uns in die Brandau, wurden 1987 angeritten und allmählich in den Reitbetrieb integriert.
Die kleine Fuchsstute Bröserl war zwar die kleinste Ausgabe der drei Töchter des Palominohengstvaters Roman Sentinel, zeigte aber immer wieder ihr überschäumendes Temperament.
Kommunikationsschwierigkeiten löste sie auf ihre eigene Art. Sie rannte einfach los. Nicht bösartig oder gar tückisch. Nein, sie entspannte sich einfach dadurch, dass sie durch die Gegend peste. Das allerdings hauptsächlich dann, wenn die Reiterin oder der Reiter sich verträumt durchs Gelände tragen ließen.

So unkompliziert wie Jonathan, war das junge Mädchen „Bröserl“ allerdings nicht.
Dies zeigte sich schon im Stall beim Auftrensen.
Bröserl machte einfach das Maul nicht auf und alles Zureden und Bitten half nichts. Erst wenn die Reitlehrerin hinschaute, tat sie so, als hätte sie erst jetzt bemerkt, was der junge Reiter eigentlich wollte.

Bröserl
Bröserl

Nachdem die sehr gelehrigen Ponies ihre Grundausbildung absolviert hatten, konnte ich sie bald und bedenkenlos bei Reiterpassprüfungen einsetzen.v Während des Vorbereitungskurses zu so einem Ereignis wurde das Bröserl der Monika Dreier zugeteilt. Die zwei verstanden sich recht gut.

Ein paar Tage vor der Prüfung begann das Bröserl plötzlich launisch und übermütig zu buckeln und setzte die Prüfungsanwärterin einfach ab. Auf der Nachbarkoppel klatschten nämlich spielende Kinder. Dies nahm das Pony zum Anlass, sich sensibel zu zeigen. Das Ergebnis war ein gebrochener Arm und die Reiterpassprüfung musste bei Moni um ein Jahr verschoben werden.

Caro, eine sehr gefühlvolle, junge Reiterin bekam nun das „Bröserl“.

Bei der Prüfung stand Frau Appl, die Mutter von Caro neben mir und verfolgte aufgeregt und interessiert das Verhalten ihrer Tochter auf dem zierlichen Bröserl. Es ging auch alles soweit ganz gut. Nur als das Mädchen bei einem Sprung hinter die Bewegung kam, war das Bröserl darüber sehr empört und setzte zu einer Sondereinlage an. In vollem Tempo raste sie mit ihrer verzweifelt rudernden Reiterin über den Platz, überholte all die anderen Reiter und übernahm nicht nur die Tête, sondern drehte noch eine Sonderrunde um sich schließlich wieder der Prüfungsgruppe hinten anzuschließen.
Frau Appl neben mir war ganz verzweifelt, rannte vor und zurück, als wolle sie ihrer Tochter nachrennen. Dabei hörte ich immer nur den Satz von ihr „Jetzt ist sie durchgefallen!“ „Jetzt ist sie durchgefallen!“
Sie ist natürlich nicht durchgefallen. Das Mädchen erfuhr sogar noch eine Belobigung, weil sie die doch etwas schwierige Situation so gut gemeistert hat. Ein Umstand, - wie die Herrn Richter beurteilten - mit dem fast jeder Reiter einmal konfrontiert wird und nicht früh genug lernen kann, damit fertig zu werden.

Im Laufe der Zeit war das Bröserl „A-fertig“.

So konnten Cori und Franzi auf ihr mit sehr guten Wertnoten das große Reitabzeichen ablegen.
Franzi Dreier ritt das Bröserl sogar bei unserem Geländeritt über 2.200 m mit vielen Naturhindernissen fehlerfrei und sehr überzeugend.

Im Laufe der Jahre wurde das kleine Pony ruhiger. Mit Nachsicht und Geduld behandelte sie manche Anfänger und zeigte sich von der friedlichsten Seite.
Wenn sie allerdings keine große Lust mehr hatte, stellte sie sich breitbeinig in Sägebockhaltung mitten in der Halle hin und deutete an, dass sie nun in aller Ruhe pinkeln wolle. Jede Bemühung des Reiters nach geraumer Zeit den Ritt fortzusetzen, ignorierte das Bröserl konsequent. Da halfen kein Klopfen und keine laute Aufmunterung. Der Vorgang wollte „Weile haben“.

Bröserl
Bröserl

Für die Zuschauer lustig anzusehen war das Verhalten des Ponys, wenn sie rossig war.

Ohne im geringsten auf die Einwirkungen des Reitanfängers zu achten, verfolgte Bröserl in dieser Zeit jeden Wallach in der Bahn, wieherte ihn an und bedrängte ihn auch dann, wenn der Auserwählte ein schwergewichtiges „schweres Warmblut“ war.

Bröserl beim Ponyfußball
Bröserl bei der Prüfung
Bröserl
Bröserl

Von den drei Ponies zeigte Bröserl im Alter von 23 Jahren die ersten Alterserscheinungen. Sie verlor einen Schneidezahn nach dem anderen, bekam Müsli und eingeweichtes Futter und wurde schließlich nicht mal mehr bei Kleinkindern eingesetzt. Sie ging auf die Koppel, fühlte sich in der Herde wohl und genoss die Altersruhe.
Selbst ausgewähltes, mit Liebe zubereitetes Futter konnte sie nicht mehr richtig verwerten und wurde immer klappriger.
Am 3. Dezember 2007 ist sie schließlich gestorben.

Der neunundzwanzigzwanzigjährige Jonathan ist inzwischen auch schon auf dem Altenteil und die sechsundzwanzigjährige Schnicki wird noch immer im Reitunterricht eingesetzt.
Die drei Ponys haben uns auf unserem Weg, beginnend im Moos, dann weiter in die Brandau und schließlich nach Thüringen begleitet.
Wir haben sie alle lieb gewonnen.
Vielen Kindern und Jugendlichen waren sie nicht nur Begleiter in ihrer Freizeit, sondern geduldige Lehrmeister, Tröster und verlässliche Freunde.

Jetzt haben die Söhne von Urmel, Lucie und Rapunzel ihre Rolle übernommen.
Die Karten sind gemischt und der neue Anfang hat schon seit einiger Zeit begonnen. Wir hoffen, dass wir mit dem Nachwuchs ebenso viel Freude haben werden, wie mit den kleinen Pferden vom Zuchtstall des Herbert Kugler aus Rennertshofen.

Bröserl

 

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