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Ginger

Ginger

Ginger

gest. 23. Oktober 2003

Mit Ponies hatte ich bis Anfang der siebziger Jahre sehr wenig zu tun.
Im Frühjahr 1977 besuchte mich Frau Hörhammer (im Freisinger Raum auch bekannt als "Bräu-Lies". Sie war seinerzeit, glaube ich, die einzige weibliche Braumeisterin in der BRD. In Haag an der Amper hatte sie drei Connemara-Vollbrüder. Zwei sollten angeritten werden. Der dritte, Ginger, erst zwei Jahre alt. Also noch zu jung, stand zum Verkauf.
Weil mich die beiden älteren Brüder bei der Arbeit so faszinierten, holte ich Ginger zu mir auf den Hof. Ein Entschluß, den ich nie bereut habe. Schließlich war er nicht nur ein liebenswerter Partner, sondern das beste Schulpferd, das ich mir eigentlich nur erträumen konnte. 28 Jahre sind seitdem vergangen. Schöne Jahre, auch turbulente Jahre mit all seinen Überraschungen, die das Leben so aus dem Hut zaubert.

Wie eng unser Leben mit dem unserer Pferde verbunden war und ist, sehe ich so deutlich, wenn wir Abschied nehmen müssen. Zu diesem Anlaß tauchen Erinnerungen aus der Versenkung auf und dann merke ich, daß auch ein Teil unseres Lebens mitgegangen ist. Von den Pferden habe ich gelernt, daß Traurigkeit nicht aufkommen darf. In der Erinnerung soll unser Lebensgefährte weiterleben und deshalb wollen wir über ihn reden und uns freuen, daß er so lange mit uns sein konnte.

Nusiri, Ginger und Gipsy

1975 am 6. Mai wurde Ginger geboren, die Mutter war die Connemarastute Micheline, der Vater der Connemarahengst Golden Dan.
Die Namengebung erfolgte nach dem ersten Buchstaben des Vaternamens beim Züchter, der Familie Häuser in Mintraching nämlich.
Frau Hörhammer (Bräu-Lies) aus Haag a. d. Amper kaufte die drei Vollbrüder Gipsy, Gregory und Ginger, weil sie hoffte, daß ihr Sohn sich vielleicht einmal für die Pferde interessieren würde. 1977 übergab mir die Bräu-Lies die beiden Wallache Gipsy und Gregory zum Beritt. Gleichzeitig bot sie mir den damals zweijährigen Ginger zum Kauf an. Ich war von den beiden Connemarabrüdern so begeistert, daß ich den Ginger vom Fleck weg zu mir nahm.

In Moos gab es vor der großen Koppel eine langgezogene Weide mit Apfelbäumen, einem über die ganze Länge laufenden Wassergraben und drei Holzschuppen. Kühe, Kälber, Schafe und die drei jungen Pferde Nusiri und Roxi und dann auch Ginger, lebten in diesem kleinen Paradies in Frieden und Eintracht.
Zu den Futterzeiten trafen sich alle Tiere vor der Scheune. Im Winter lagen die Pferde oft zwischen all den anderen Tieren im Freien mit Schnee auf ihrem dicken Pelz und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Wie gesagt, ein Paradies, das in der Weihnachtszeit in seiner friedlichen und beschaulichen Ruhe an den Stall von Bethlehem erinnerte.
Gegen Ende 77 kaufte ich auch noch Gipsy. Es tat mir leid, daß ich nicht auch noch Gregory übernehmen konnte. Das erlaubten einfach die Finanzen nicht. Somit und darauf war ich ganz besonders stolz, lebten, neben den anderen Tieren, drei Connemaras, Gipsy, Ginger und Nusiri, bei mir auf dem Hof.

Ginger
Ginger

1978 lernte Ginger die Arbeit an der Longe. Vom geritten werden hielt er anfangs nicht allzuviel. Er hatte seine eigene Art dies zu bekunden. Nämlich: Er legte sich einfach hin. Dies tat er aber nur, wenn nicht sofort angeritten wurde. Es machte richtig Spaß mit dem spitzbübischen, dunklen Eisenschimmel, der nicht nur willig, sondern ausgesprochen gelehrig war, zu arbeiten.
Wie ich dies immer bei jungen Pferde praktizierte, kam Ginger nach 14 Tagen wieder zurück auf seine Koppel und hatte vorerst einmal seine Ruhe.

1979 begann endgültig das Leben unter dem Sattel.
Ginger lernte schnell, war fleißig und zeigte, genauso, wie seine beiden Brüder, daß in ihm eine besondere Begabung für das Springen steckte. Wie die meisten kleinen Pferde hatte er wenig Probleme mit dem Gleichgewicht.

Seinen ersten, öffentlichen Auftritt absolvierte er bravourös bereits im Sommer 79 bei einer Zuchtschau, zusammen mit Gipsy und Nusiri. Fröhlich und ohne zu zögern sprangen alle drei über Biertische und Bänke und brillierten auch beim Schauhüten mit unseren Kühen als Pferde mit deutlich ausgeprägtem "cowsense".

 

Ginger und Gipsy
Ginger in der Reitstunde

Zukünftig gab es keine Reitabzeichenprüfung mehr, bei der Ginger nicht zum Erfolg des Prüflings beigetragen hätte. Auch bei Turnieren schlug er sich wacker mit der Konkurrenz und verhalf vielen Kindern zu aufregenden, aber letztlich doch sehr glücklichen Stunden.

Der jährliche Höhepunkt war der "Überlandritt".
In mehrtägigen Ritten erkundeten wir die bayer. Heimat. Ausgerüstet mit Zelten für die Kinder und Weidezaunequipment für die Pferde folgte unser Begleitfahrzeug zum jeweiligen Lagerplatz, der Tag für Tag neu gefunden werden mußte. Quer durch die Halledau oder entlang des Altmühltales führte unser Weg. Auch Niederbayern bis Passau und den Bayer. Wald bis Zwiesel erreichten wir auf bis zu 10 Tagen dauernden Ritten. Der allererste dieser Ausflüge ging nur über 3 Tage. Dies war auch der Grund, weshalb ich nicht alle Pferde beschlagen ließ. Erstaunliches konnte ich bei den Connemaras beobachten. Wenn wir auf Teerstraßen gehen mußten, wählten sie ohne jedes reiterliche Zutun immer den weichen, grünen Randstreifen, wobei sie die Straßenpfosten in Schlangenlinien umgingen und somit ihre Hufe schonten

Ginger als Cowpony
Ginger als geduldiges Schulpferd

1984 verließ Ginger, zusammen mit uns und unserem ganzen Betrieb endgültig das Moos. Die Brandau sollte für die nächsten elf Jahre sein neues Zuhause sein.
Gipsy und Ginger bezogen nebeneinander zwei Boxen, standen auf der Koppel immer zusammen und waren einfach unzertrennlich. Wurde einer der beiden zum Reiten geholt, wartete der andere, abseits von der Herde, am Koppeltor, bis er wieder zurück war.

Obwohl beide Pferde von der gleichen Mutter und vom gleichen Vater abstammten, waren sie doch im Wesen sehr unterschiedlich. Gipsy war nerviger und schneller aus der Fassung zu bringen. Ginger hingegen war die Ruhe selbst. Er nahm Anfängern nichts übel und ertrug Ungeschicklichkeiten von Reitern mit Gelassenheit.
Bei einer Reitabzeichenprüfung brachte einer der Richter einmal eigene Schüler mit deren Pferden mit. Beide Prüflinge wären beim Springen durchgefallen, wären sie nicht über Pferdewechsel von Ginger doch noch zum Erfolg getragen worden.

Gipsy und Ginger beim Pferd-International in München
Ginger und Gipsy beim Pferd-International in München
1988 war ein Jahr, in dem Ginger die meiste Zeit in seiner Boxe zubringen mußte.
Veranlaßt durch eine undefinierbare Lahmheit fuhren wir mit Ginger und Nadja, die ebenfalls lahmte, zu Dr. Große Lembeck nach München Daglfing. Empfohlen wurde eine Operation bei Ginger. Bei Nadja war eine Behandlung deshalb nicht anzuraten, weil vorhandene Verknöcherungen am Sehnenansatz des Kniegelenks einen operativen Eingriff als aussichtslos erscheinen ließen. Zusammen mit einer Tüte voll Röntgenaufnahmen, einer Portion Unsicherheit und erleichtert um einen riesigen Batzen Geld für zwei Dosen mit einem wirkungslosen Wunderpulver kamen wir mit den Pferden wieder nach Hause.
Unser pensionierter Haustierarzt, mit dem wir befreundet waren, brachte, nachdem er die Aufnahmen studierte, schließlich die Sache wieder ins Lot. Mit viel gewährter Zeit zur Heilung, Geduld und behutsamer Pflege war Ginger nach über neun Monaten wieder gesund.
Der Patient selbst war natürlich nicht ganz so geduldig und gewöhnte sich in der Zwischenzeit einige Untugenden an. Um auf sich aufmerksam zu machen, raspelte er gerne mit seinen Schneidezähnen am Boxengitter auf und ab. Dies brachte ihm bei kleineren Kindern den Ruf ein, daß er ein sehr gefährliches Pferd sei.
Gipsy und Ginger
Gipsy und Ginger
1989 im Sommer alarmierte Ginger durch alle Anzeichen einer Kolik.
Mit dem Stethoskop abgehorcht, zeigten sich alle Geräusche normal. Trotzdem war das ganze Pferd nicht in Ordnung. Also mußte der Tierarzt bemüht werden. Unglücklicherweise war unser Hausarzt nicht erreichbar, sodaß die Praxis einen jungen Arzt, der kurz vorher die Uni absolviert hatte, schickte.
Bekleidet mit weißem Mantel und der Arroganz, die gelegentlich bei so jungen Spunden zu beobachten ist, stellte er seine Diagnose mit lateinischen Ausdrücken, die nichts anderes besagten, als daß er eine Darmkolik festgestellt hat. Mein Einwand, daß die Darmgeräusche eigentlich ganz normal seien, tat er überlegen damit ab, daß er meinte, "Ja wenn man nichts mehr hörte, dann wäre das Pferd schon tot".
Das krampflösende und schmerzlindernde Mittel, das er dann spritzte, brachte nach einer viertel Stunde die befreiende Reaktion - Ginger konnte wieder pinkeln. Weil dies vorher nicht klappte, hatte er sich und uns so in Unruhe versetzt.
Ginger
Ginger als Cowpony

1995 endete auch für Ginger die Zeit in der Brandau in Bayern.
Der LKW von unserem Bekannten Hermann aus Nörting brachte unsere Pferde endgültig nach Thüringen. Ob Pferde ein Empfinden für eine schöne Landschaft haben, kann ich nicht sagen. Für uns jedenfalls war es beglückend, unsere bunte Herde, glücklich und zufrieden auf dem hügeligen Land vor unseren Stallungen grasen zu sehen. Ginger und Gipsy, die beiden Schimmel, wie Glanzpunkte mitten drin.

Die nächsten Jahre gingen in gewohntem Trott dahin.

1999 starb Gipsy am frühen Nachmittag des 7. Oktober auf der Weide.

Ginger war seitdem oft mit Fedja und Gawrocs zusammen.

Gawrocz und Ginger
An seinem Fesselkopf bildete sich allmählich eine Art Überbein. Eine Operation war wegen der Gefahr, die Sehnen und Bänder zu verletzen nicht ratsam. Da keine Lahmheit damit verbunden war, war es halt ein kleiner Schönheitsfehler.
2000 - mit 25 Jahren und dem dicken, behinderndem Fesselkopf war für Ginger das Rentenalter erreicht. Nur mehr ganz selten wurde er zum Führen von Kindern eingesetzt. Auf der Koppel, zusammen mit den anderen Pferden und in seiner Laufboxe, verbrachte Ginger die Tage.

2003 am 23. Oktober ist Ginger gestorben.

Wir Menschen können nicht glauben, daß eine absolute Endlichkeit mit dem Abschied eines geliebten Lebewesens verbunden ist. So fällt es uns nicht schwer, in unseren Gedanken Ginger und Gipsy, zusammen mit all den liebenswerten Pferden, die mit ihnen auf unseren weltlichen Koppeln waren, auf paradiesischen Weiten in Frieden und ungetrübter Eintracht zu sehen.
Connemaras

 

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