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Gipsy

Gipsy

Gipsy

 

geb. 16. Mai 1973

gest. 7. Oktober 1999

An Pferden interessierte Menschen treibt es gerne von einem Stall in den anderen.

Jedes Pferd, ob klein, ob groß, führt in eine Welt, die so bereichernd sein kann, daß sie nicht mehr los läßt. Der Wunsch eigene Pferde in Obhut nehmen zu können, gehört wohl zu den nächsten Vorstellungen. Manchmal gelingt dies auch.

Ein bißl Glück gehört, wie immer im Leben, natürlich auch dazu.

Dieses Glück hatte ich, als mir die beiden Connemara Wallache Gipsy und Gregory zum Beritt anvertraut wurden.

Gipsy

Erstmals hatte ich es zwar schon 1968 mit einem Welsh-Pony zu tun. Damals betreute ich die Tochter der Prinzessin von Preußen mit ihrem "Doon" beim Unterricht in Kaltenbrunn. Dieses Pferd beeindruckte mich sehr. So sehr, daß ich annahm, daß es ein Ausnahmefall sein müsse. - War es aber nicht.
Ich lernte damals zum ersten Mal die kleine Ausgabe eines hochveranlagten, sensiblen, großen Reitpferdes kennen und schätzen.
Die Türe zu den kleineren Pferden wurde mir endgültig erst durch Gipsy und Gregory geöffnet. Das Wort "kleiner" bezieht sich ausdrücklich nur auf die Körpermaße.
Das besondere Glück war, daß ich Gipsy schließlich kaufen konnte.
Für Gregory reichte mein Geld nicht mehr. Ich hatte nämlich den jüngeren Bruder Ginger schon vorher übernommen.

Gipsy war, ebenso wie Ginger, der Sohn von "Micheline" und dem Vater "Golden Dan".

1973 am 16. Mai bei der Familie Häuser geboren, kam er in die Hände von Elisabeth Hörhammer, der "Bräu-Lies", aus Haag an der Amper.
1977 im Frühjahr vor den Osterferien lernte ich Gipsy erstmals kennen. Ich sollte ihn anreiten. Im Sommer desselben Jahres gehörte er bereits mir.

Gipsy lernte schnell. Gleichgewichtsprobleme unter dem Reiter, wie man sie manchmal bei großen Pferden hat, belasteten ihn kaum. Schnell und wendig war er. Freundlich sowieso. Die Hauptsache war, daß er verstand, was man von ihm wollte. Wenn wirklich einmal etwas daneben ging, nahm er Reiterfehler meist nicht nachhaltig übel.
Jens wird wohl nie mehr in seinem Leben das Nachsatteln vergessen. Bei Gipsy während der Anreitphase vernachlässigte er diesen kleinen Handgriff. Die Folgen waren sehr einprägsam. Samt Sattelunterlage rutschte er in einer Wendung seitlich weg und landete unsanft im Sand mitten auf dem Reitplatz. Erstaunlich war, daß Gipsy nach wenigen Galoppsprüngen stehen blieb und sich nur verwundert zu dem seitlich baumelnden Lederzeug umschaute

Gipsy
Gipsy

Gipsys ganz besondere und große Veranlagung war das Springen. Schon bald vermittelte er auch ungeübten Reitern Vertrauen. Sie durften ihn nur in seinem Bewegungsablauf nicht störten. Deshalb wurde dem eifrigen Eisenschimmel das Privileg zugebilligt, daß ihm gefühlsarme Reiter mit schwachem Sitz nicht zugeteilt wurden.

1978 konnte er schon bei den ersten Reiterprüfungen eingesetzt werden. Besonders hervorgehoben wurde von den Richtern sein hervorragender, natürlicher Springstil.
Seine Basküle bei höheren Sprüngen hätte in jedem Fachbuch als Vorbild dienen können.
Auch im Gelände freute sich jeder Reiter, wenn ihm der lebhafte Eisenschimmel zugeteilt wurde. Trittsicherheit und Zuverlässigkeit zeichneten ihn nämlich, wie die meisten seiner irischen Verwandten, in hohem Maße aus.
Gipsy
Gipsy
1979 hatten Gipsy, Ginger und Nusiri auf einer Connemarashow Gelegenheit, die Vorteile ihrer Rasse von ihrer besten Seite zu zeigen. Erst mal beim Hüten von Kühen. Die Kühe haben wir selbst im Pferdehänger mitgebracht. Lydia Rauch, Thomas Schießl und Mike Trost wurden mit breitrandigem Hut und Knallpistolen aus dem Faschingsfundus als Cowboys verkleidet.
Ihr Schauhüten vor großem Publikum klappte professionell sodaß sie großen Applaus ernteten.

Bei einem anderen Programmpunkt demonstrierten Andi, Ingeborg und Mike das Springvermögen unserer drei irischen Ponies auf sehr eindrucksvolle Weise. Sie sprangen souverän über seitlich besetzte Biertischgarnituren, über hohe Oxer und weite Tripplebarren.
Ihre Vorstellung kam so gut an, daß mir ein offensichtlich sehr gut betuchter Vater nach diesem Fest den Gipsy um sehr viel Geld abkaufen wollte. Ein anderer bedrängte mich, ihm doch alle drei Pferde zu überlassen. Das kam zwar nicht in Frage, streichelte aber doch meinen Besitzerstolz ganz schön.
1980 Stolz war auch die Reiterin mit der besten Springnote beim Ablegen des Reitabzeichens in Silber. Wie zu erwarten war bewältigte Gipsy den L-Parcours spielend, ja geradezu vorbildlich.

Gipsy
Gipsy

Im Reitschulalltag gehörten die Überlandritte zu den alljährlichen Höhepunkten. Sie zählten zur Würze in der Reitausbildung. Gipsy, Ginger und Nusiri waren immer dabei. Verständlich, daß bei solchen Gelegenheiten ganz besondere Beziehungen zwischen Reiter und Pferd aufgebaut wurden. Viele kleine, ganz persönliche Erlebnisse prägten sich ein und wurden als Glanzpunkte ins spätere Leben mitgenommen und nicht mehr vergessen.
Dabei ging es nicht nur den Kindern so. Auch die Pferde, Tag und Nacht von der Jugend betreut, bewiesen auf ihre feinfühlige Art Zuneigung, Anhänglichkeit und Vertrauen.geworden.

Ich erinnere mich noch mit Schaudern an jene stockfinstere Neumondnacht in der die Pferde ausbrachen. Schon kurz nach dem Aufbau des Elektrozaunes waren die Pferde unruhig. Beim Füttern mit den umgehängten Hafersäcken stand jedes Herdenmitglied wie es schien, unter leichter Spannung.
Auch die Kinder waren wie aufgezogen. Beim Zeltaufbau übermütig und aufgedreht tollten sie auf der Wiese als hätten sie keinen anstrengenden Tag hinter sich.
Gegen 23 Uhr kam die Nachtwache aufgeregt vom Lagerfeuer zu mir ans Zelt gerannt. Alle Pferde waren nach wildem Galopp durch den Elektrozaun gebrochen und in Richtung zur Bundesstraße in der Nacht verschwunden.
Ich sammelte schnell einige Kinder in mein Auto, nahm Signallampen mit und fuhr erst mal zur Straße. Blacki, mein Schwiegersohn, kam mit seinem Auto hinterher. An der Stelle, wo den Spuren nach zu schließen, die Herde gelaufen war, postierte ich zwei Jugendliche mit den Lampen. Sie hatten die Anweisung, alle Fahrzeuge zu langsamer Fahrt anzuhalten. Bei abgeschaltetem Motor horchten wir in die Nacht. Totenstille. Weiter auf einem abzweigenden Feldweg. Wieder horchen. Nichts. Zu Fuß über eine Wiese. - Da! - Ein Schnauben. Kurz und stoßweise. Dann wieder absolute Ruhe. Plötzlich Getrampel. Ganz in der Nähe. Die Richtung stimmte.
Schließlich standen wir dicht bei der Herde. Eng aneinander gedrückt bewegten sie sich im Kreis. Auf unseren Zuruf blieben sie stehen. - Schnaubten - Fingen wieder an sich im Kreis zu bewegen.
Ich knipste meine Lampe an und nahm Gawroscz mit Führstrick am Halfter. Ein Mädchen nahm Gipsy und Blacki griff sich die Amsel. Andere Kinder holten sich je ein Pferd und dann marschierten wir zurück zum Lagerplatz. Die restliche Herde immer noch etwas aufgeregt, aber mit der Führung vertraut und zufrieden, folgte vertrauensvoll den Führpferden. Beeindruckend bei diesem Vorfall war, wie sich alle Pferde in dieser für sie doch sehr aufregenden Situation von den Kindern beruhigen ließen.

Rings um den Weidezaun legten wir anschließend in Abständen Feuerstellen an. Die Nachtwache wurde verstärkt. Zwei Reiter erhielten die Aufgabe nur das Feuer zu unterhalten. Eine aufregende Nacht. Erst das morgendliche Dämmerlicht verscheuchte die Sorge und die Angst, daß nochmals ein Ausbruch Gefahr bedeuten könnte.

An Überlandritten, Turnierbesuchen oder Festumzügen mit unseren Pferden mitmachen zu dürfen bedeutete für das junge Reitervolk immer eine besondere Auszeichnung. Jeder hatte seinen Aufgabenbereich für den er verantwortlich war. Je nach Temperament und Ausbildungsstand wurden auch die Pferde zugeteilt. Genauso, wie nicht alle Kinder gleich sind, gibt es auch bei den Pferden die unterschiedlichsten Charaktere. Gipsy war ein typischer Vertreter der sensiblen Art. Er war ein ganz besonderes Pferd. Leistungsstark, jedoch mit dem Anspruch auf besondere Behandlung.

 

Gipsy
Gipsy

Ein Erlebnis, das Aufschluß über Gipsys Gemüt gab, bleibt mir wohl immer in Erinnerung:
Im Zuge ihrer reiterlichen Ausbildung wies ich der Ute den Gipsy für die nächste Reitstunde zu. Damit wollte ich die Reiterin zu mehr Aktivität motivieren. Das Gegenteil war der Fall. Vor lauter Ehrfurcht vor dem Pferd tat Ute rein gar nichts mehr.
Das ärgerte mich natürlich, weil meine pädagogischen Überlegungen so daneben gingen. Ich suchte also zu retten, was zu retten war.
Während der nächsten zehn Minuten widmete ich mich also ausschließlich dieser Schülerin. Was sie tun mußte, wurde von mir angeordnet. Durch die Vorgabe der einzelnen Übungen in rascher Folge sollte Ute zu mehr aktiver Selbständigkeit ermuntert werden.

Unwillkürlich wurde dabei meine Stimme immer lauter. Die Lautstärke galt jedoch ausschließlich der Reiterin.
Als ich zum Abschluß meine Schülerin mit ihrem Pferd in die Mitte der Bahn kommen ließ um den weiteren Verlauf der Arbeit zu besprechen, stand Gipsy zitternd vor mir. Gerade so, als wäre er bestraft worden und jedes laute Wort hätte nur ihm gegolten. Schließlich tat er doch brav alles, was von ihm verlangt wurde.
Es kam noch schlimmer. Am nächsten Tag, also 24 Stunden später, beobachtete ich, wie Gipsy beim Satteln unruhig wurde und seinen Gemütszustand durch heftiges Zittern anzeigte.
Das hat mich doch stark berührt. – Es war einer jener Momente, die mir sehr zu denken gaben!

Gipsy

1984 bezogen Gipsy und Ginger ihre neuen Boxen in der Brandau, wohin wir im Oktober umgezogen sind.

Das parkähnliche, weitläufige Gelände, das dort zu meinen Pachtflächen zählte, bot ideale Voraussetzungen für die Anlage von Übungsstrecken.
Durchzogen von einem kiesgründigen Bach säumten Eschen, Schwarzerlen, und Weidenbuschwerk das schattige Ufer. Andernorts umrahmten knorrige, uralte, wild wuchernde Weißdornhecken, mächtige Eschen und angeflogene, schnellwüchsige Stangenpappeln eine weite Wiese. Mitten auf jener mehrere Hektar großen Auenlichtung eine handliche Kiesgrube. Gerade so, wie sie als Übungsterrain für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade in der Vielseitigkeitsreiterei angelegt werden konnte. Mit Hilfe von Freunden und nach einigen heftigen Stürmen mit verwertbaren Windbrüchen konnte ich im Laufe der Zeit in der Kiesgrube und an der Peripherie der zur Heugewinnung genutzten Wiese viele einladende Hindernisse plazieren.
Übersichtlich -, idealer Boden -, einladende Sprünge die in flüssigem Strich überwunden werden konnten. Einfach traumhafte Vorgaben für Reiter und Pferd.
Dort machte der Unterricht einfach Spaß. Alle Beteiligte, einschließlich der Pferde, waren mit ganzem Herzen bei der Sache Die entsprechenden Erfolge blieben auch nicht aus.

Viele Geschichten von allen möglichen Ereignissen auf diesem Übungsgelände gäbe es zu erzählen. Eine davon zeigt, wie liebenswert unser Gipsy war:

Einmal wurde dort draußen eine gemischte Gruppe, das heißt fortgeschrittene Anfänger neben Reitern, denen schon einiges zugetraut werden konnte, betreut. Je nach den reiterlichen Fähigkeiten wurde der Einzelne alleine auf einen vorgeschriebenen für ihn adäquaten Weg geschickt.

Janni, noch etwas unsicher, war mit Gipsy auch dabei. Sie sollte lediglich von der zentralen Kiesgrube ausgehend in ruhigem Galopp neben den Rand der Wiese und einmal herum reiten und dabei den leichten Sitz üben.
Etwas umständlich ruckelte sie sich also im Sattel zurecht, sortierte ihre Zügel und prüfte den Sitz der Füße in den Steigbügeln. Schließlich sollte ja alles peinlich genau stimmen. Die Aufregung rötete ihr Gesicht. Ihre Augen suchten den Weg, auf den sie sich begeben sollte. An den Lippen sah man, daß sie leise repetierte welche Aufgabe ihr abverlangt wurde. Gipsy, der schon lange wußte, was nun kommen würde, fing ungeduldig zu tänzeln an. Er liebte Unentschlossenheit nicht. Auch Umständlichkeit entsprach so gar nicht seinem Naturell.
Um dem Spiel ein Ende zu bereiten, versetzte er sich in ruhigen, gemütlichen Galopp und visierte zielstrebig den Wiesenrand an.
Nicht gefaßt auf die so plötzlich geänderte Situation, ließ Janni sofort die Zügel fahren und klammerte sich mit beiden Händen an der Mähne fest. Gleichzeitig nahm sie die leichte Sitzposition ein, die sie eigentlich üben sollte. Gipsy, anständig wie er nun mal war, nützte seine Zügelfreiheit nicht aus. In gleichmäßigem Kanter tat er einfach das, was er glaubte tun zu müssen. Er strebte das erste Hindernis, nämlich den „durchhängenden Baum“ an.
Bevor Janni, die noch nie in ihrem Leben gesprungen ist, überhaupt merkte, was mit ihr geschah, war sie schon über dem Sprung. Der krampfhafte Halt in der Mähne verhinderte, daß Janni dem Pferd in den Rücken fiel und so konnte die harmonische Reise weiter gehen. Noch drei beachtliche Sprünge folgten. Sie wurden alle einwandfrei überwunden. Danach kehrte Gipsy zum Ausgangspunkt zurück. Die Zügel immer noch beidseits durchhängend, blieb er bei der Kiesgrube ruhig stehen.
Nach kurzem Schweigen löste sich bei Janni die Spannung dadurch, daß sie redete und redete und sogar im Stall noch nicht aufhören konnte von ihrem Erlebnis zu erzählen.

Erfolge mit einem Pferd tragen natürlich erheblich dazu bei, Stolz und Zuneigung bis an die Schmerzgrenze zu erhöhen. Gipsy startete auf allen möglichen Turnierplätzen. Geschätzt durch seine ehrliche, saubere und bestechende Manier trug er zum guten Ruf unserer Jugendreitschule nicht unwesentlich bei. Eine immer größere Menge "Fans" suchte allein schon deshalb seine Nähe. Gipsy nahm dies mit Gelassenheit hin. Er kassierte dafür mit Freuden eine Menge Leckerli.

1988 als er mit Andi und Ute im L-Parcours die Springprüfung für das Silberne Reitabzeichen mit Bravour bestand, waren Stolz und Freude auch hier groß.
Es passierte immer wieder, daß ich von Richtern mit der Frage angesprochen wurde, warum ich denn dieses hochveranlagte Pferd nicht auch in Prüfungen der höheren Klassen einsetze. Meine Antwort war ganz einfach:
Ich sehe halt meine Hauptaufgabe darin, etwas für Kinder und natürlich für Tiere und für Pferde zu tun. In diese Richtung bewegte sich von jeher mein Ehrgeiz.

Liebe und Verantwortung für die Kreatur kann am Besten bei Kindern und Jugendlichen durch gezielte Übertragung von Eigenverantwortung angeregt werden. Alle Pferde, besonders die guten, helfen mir dabei.

Weiterhin ist eine solide reiterliche Grundausbildung der erste Schritt um unnötige Quälereien beim Pferd zu vermeiden. Besonders veranlagte und gut gerittene Pferde pflegte ich immer in meinem Stall zu haben. Sie sollten engagierte Nachwuchsreiter motivieren und fortbilden

Heute, nach so vielen Jahren, kann ich sagen, daß ich einen kleinen Beitrag leisten konnte. Dieser Beitrag lebt so lange, wie die Generation, die bei mir aufwuchs. Dies ist mir sehr viel wert. Außerdem haben mich die Pferde, die bei mir lebten, mit Sicherheit als Freunde verlassen. Das ist doch auch was!

1992 Unser alljährlicher Auftritt im Schauprogramm beim "Pferd international" in München-Riem stand in diesem Jahr unter dem Motto "500 Jahre Entdeckung Amerikas".

Gipsy
Gipsy

Der erste Gedanke der Jugendlichen war natürlich klar und deutlich: "Wir machen Cowboys"!
Zum Cowboy gehört aber neben dem Pferd als wesentliches Requisit die Kuh. Rinder hatten wir aber nicht. Also folgte der Beschluß:

Ein lustiger Beitrag mit selbst gefertigten Kühen sollte es werden. Somit waren die Aufgaben für die nächste Zeit vorprogrammiert:
Billige Flokati besorgen, ein tragfähiges Leichtmetallrahmengestell anfertigen und aus Styropor und echten Hörnern Kuhköpfe formen.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Womit nicht gerechnet wurde, war, daß die meisten unserer Pferde, allen voran Gipsy, die wuscheligen Mitspieler ablehnten. Sie stellten sich an als müßten sie mit gefährlichen Raubtieren auftreten die ihnen brutal nach dem Leben trachteten. Zur Gewöhnung wurde so eine Kuh über Nacht in die Stallgasse gestellt.
Gipsy verdrückte sich in die hinterste Ecke seiner Boxe, schaute kein Futter an und kam erst wieder nach vorne, als bei der Morgenfütterung das Kuhgestell in den Hof gebracht wurde. Weitere Maßnahmen erübrigten sich schnell.

Das Problem löste sich nämlich von selbst.
Westernreiter hatten die gleiche Idee wie wir. Ihr Vorteil war. Sie hatten eine Menge echter Kühe. Heute nach vielen Jahren stehen immer noch 3 Kühe bei uns auf dem Speicher.

Eine Menge Spaß machte dann der Indianerüberfall mit viel Gejohle auf ungesattelten Pferden. Mitten drin die drei Connemaras, die auch als Indianerponies eine recht glaubwürdige Figur machten. Gipsy begleitete beim nächsten Schaubild einen ganzen Zug von Indianerfamilien mit ihren Hunde- und Pferde-Travois.

Gipsy
Gipsy

1995 Umzug und neue Heimat in Zöthen am äußersten Zipfel von Thüringen.
Auf den herrlichen Koppeln war es möglich gleichzeitig über Thüringen und über das Land von Sachsen-Anhalt zu blicken. Ausritte, besonders im Herbst, eröffneten völlig neue Dimensionen. In der warmen Jahreszeit war es einfach ein Genuß auf den Weiden sein zu können. Der immer wieder auftretende, leichte Wind vergrämte Gott sei Dank Mücken, Bremsen und auch sonstiges, lästiges Insektengeschwerl. Nicht so wie in der gewohnten Auenlandschaft, wo selbst Schweifschlagen und Davonrennen nichts halfen.
Neue, jedoch angenehme Umstellung bot der Freilaufstall. Keine Einengung durch Boxenwände. Immer in unmittelbarer Gesellschaft mit Freunden. Insgesamt, das kann ohne Einschränkung gesagt werden, schön und akzeptabel.

1996 Gipsy geht allmählich aufs Altenteil. Manchmal, bei schwüler Wetterlage macht sich der Kreislauf bemerkbar. Atembeschwerden treten auf. Bei ruhigem Weidegang trotzdem ein erträgliches Rentnerleben. Gipsy und Ginger sind Tag und Nacht in alter Vertrautheit beisammen.

1999 am 7. Oktober fährt Frau Hofmann aus dem Nachbardorf zum Mittagessen an unserer Koppel vorbei. Gipsy und Ginger rupfen einträchtig nebeneinander ihr Gras.

Auf der Rückfahrt, eine Stunde später, liegt Gipsy tot am Boden, genauso als würde er tief schlafen.

Gipsy hätte möglicherweise bei einem anderen Menschenpartner eine steile Turnierkarriere erleben können. Das Zeug dazu hatte er.
Hätte ihm dies mehr bedeutet? Mehr als das Leben mit so vielen Kindern und Jugendlichen, die ihn mit all ihrer überschüssigen Liebe umschmeichelten? Ich glaube nicht.
Gipsy war einer der besten Lehrmeister in der Springausbildung. Wie kaum ein anderes Pferd vermittelte er Vertrauen und Freude auch an der allgemeinen Reiterei. Mit seiner Hilfe war es uns außerdem möglich, den harmonischen und freundlichen Umgang mit Pferden vorzuleben. Ich bin mir sicher, daß dies vielen anderen Pferden zugute kommt.
Ein Tierarzt sprach einmal von Pferden als "kurzlebige Lebewesen". Gipsys Leben hat Gott sei Dank lange genug gedauert (26 Jahre), um viele Jugendjahrgänge zu begleiten.
Einige "Ehemalige" besuchten mich mit ihren eigenen Kindern und es freute mich besonders, daß weitergegeben wurde, was die Mütter bei uns abschauen konnten.

Aus dem dunklen Eisenschimmel wurde bei uns im Laufe der Jahre ein schneeweißer Senior. Liebenswert war er immer. Mit diesem Prädikat wird er auch immer in unserer Erinnerung bleiben. Was heißt hier in unserer? In der Erinnerung aller, die mit ihm zu tun hatten. Das wäre wohl für jedes Lebewesen eine beachtliche Lebensleistung.

Gipsy

 

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