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Pascha

Pascha

Pascha

v. Pelion

a.d. Rosenmontag

geb. 5. April 1974

gest. 13. April 2010

Ohne weiter darüber nachzudenken werden all die Dinge wahrgenommen, die von alters her bekannt und damit selbstverständlich sind. Warum also sollten sie hinterfragt werden?
Wie kommt es, daß z. B. die Galápagos-Schildkröte „Harriet“ im Juni 2006 ein Alter von etwa 176 Jahren erreichte?
Warum werden manche Menschen über 100, ein Elefant nur ca. 60 Jahre alt?
Gerade mal 3 Jahre Lebenserwartung hat eine Feldmaus. Vorausgesetzt, daß nicht Bussarde, Katzen, Füchse und eine Menge anderer Freßfeinde all ihr Geschick einsetzen, um selbst diese karge Zeit noch zu verkürzen.

Für einen Menschen ist es ganz normal, daß er sich als Maß aller Dinge empfindet. So kann man immer wieder hören, daß bestimmte Lebewesen ein mit einem Multiplikator versehenes Vergleichsalter zum Menschen erreichen.

Beim Pferd liegt der Umrechnungsfaktor bei etwa 4 Jahren. Wie unsinnig diese Berechnung ist, zeigt die Tatsache, daß viele der geliebten Turnierpferde, wären sie ein Mensch, bereits dreißig oder vierzigjährig den Löffel abgeben müssen.

Unser Pascha gehörte zu jenen Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Er .wurde heuer im April stolze 144 (Menschen) Jahre alt.
Geboren am 05. April 1974 lebte er 36 Jahre lang bis zum 13. April 2010.
Davon seit 1989 ca. 21 Jahre bei und mit uns.

Am 13. April mußten wir unseren Tierarzt bitten, ihn von nicht mehr reparablen, belastenden Zuständen und besonders von Schmerzen zu erlösen.

Das sind für uns immer schlimme Zeiten. Dabei wird uns erst so richtig bewußt, daß mit seinem Tod auch für uns ein Lebensabschnitt unwiederbringlich beendet ist. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine gemeinsam durchlebte Zeit.

Pascha
Pascha und Noni

Der leere Stellplatz von Pascha im Stall und der nachtblinde Rentnerfreund „Noni“ darin, mit dem Pascha die letzten Wochen und Monate verbrachte, erinnern an die Kurzlebigkeit der uns anvertrauten Rösser. Wer Noni gut kennt, merkt, daß er auf seine Weise trauert. Zudem muß er sich für die kommenden Abendstunden auf der Koppel einen neuen „Blindenhund“ suchen.
Das wird nicht ganz einfach sein, weil die meisten unserer alten Pferde im Laufe der Jahre bereits von uns gegangen sind. Solche Freundschaften sollten altersmäßig einigermaßen passen.

Pascha gehörte übrigens zum engeren Kreis unserer Pferdefamilie. Er war nämlich der älteste Sohn von Kobis einziger Tochter.
Kobi, eigentlich hieß er „Marquis Kobi“, war mein erstes Hengstfohlen. Fuchsi, alias Arnika, meine erste eigene Stute brachte ihn zur Welt. Dreijährig avancierte er bei der Körung in Schwaiganger zum besten Junghengst von Bayern. Anfängerglück kann man sagen. Auf jeden Fall erzeugte dies bei mir als Anfänger ein Glücksgefühl ohnegleichen. Ich war sowieso überzeugt, daß Kobi genau das Pferd war, das ich mir gewünscht habe.

Der Wein- und Schnapshändler Wimmer aus Freising hatte ein ausgefallenes Hobby, das eigentlich so gar nicht zu ihm paßte. Er wollte Pferde züchten. Edle Pferde, versteht sich.
In der Zeitung las er vom Erfolg meines Hengstes und so kam es, daß die Wimmer-Stute Kobis Partnerin wurde. Die einzige Partnerin übrigens. Für eine Hengststation fehlte mir der Platz und paßte nicht unbedingt in mein Konzept.

Das Stutfohlen, das aus der Verbindung mit Kobi am Rosenmontag zur Welt kam, wurde auch gleich Rosenmontag getauft und sollte später die Mutter von vielen Nachkommen werden.

Durch meine Vermittlung kaufte, nachdem  Pascha, Joschi und Roxi in Vötting bei Freising geboren wurden, der Reiterfreund Dr. Zettl die Stute Rosenmontag, die von da ab „Iris“ genannt wurde. Pascha blieb vorerst bei Herrn Wimmer in Vötting. Den braunen Hengst Joschi kaufte ich als Jährling. Roxi, seine Halbschwester, wechselte später als Absetzer zu mir in`s Moos.

 

Der Trakehner Fuchshengst „Pelion“ deckte einige Jahre lang in Norddeutschland, hatte dort die Zuchtwertklasse 1 und kam dann zum Züchter Werchau nach Postschwaige in Goldach bei Freising. Pelion wurde der Vater von Pascha.

Herr Wimmer hatte ziemlich große Probleme mit dem hoch im Blut stehenden Pascha. Nachdem er ihn anreiten ließ, fand sich kein Reiter, der das temperamentvolle Pferd reiten wollte, bzw. konnte. Selbst im Stall wagte sich niemand in die Boxe von Pascha und von der Weide wurde er immer ohne unmittelbaren menschlichen Kontakt in seine Box getrieben. Schließlich bot mir Herr Wimmer den großen Fuchs zu einem sehr günstigen Preis an.

Andi und ich kuppelten den Hänger an mein Fahrzeug und schickten uns an, das „gefährliche Pferd“ in Vötting zu holen. Sofort nach unserer Ankunft machte uns Herr Wimmer darauf aufmerksam, daß er ab sofort jede Verantwortung ablehne und auch nicht beim Verladen helfen könne. Pascha wurde in seine Außenboxe getrieben. Andi ging mit der Trense hinterher und Herr Wimmer folgte. Als der Wallach unter Dach war, ging Herr Wimmer fluchtartig zurück, schloß flink die Türe und ließ Andi alleine.
Pascha drehte sich um, sodaß Andi in dem engen Raum dicht hinter den wehrhaften Hinterbeinen des Pferdes eine äußerst unangenehme und gefährliche Position einnehmen mußte. Ich öffnete die Boxentüre und es gelang uns, das Stallhalfter mit der Reittrense zu tauschen.

Ohne das ängstliche und übervorsichtige Getue des Züchters ging das Be- und Entladen rasch und reibungslos. Pascha war in seiner neuen Heimat angekommen. Er zeigte sich als freundliches und ansprechbares Pferd. Sein neues Leben änderte sich grundlegend und wie ich meine, eher seinem Temperament und seiner Veranlagung gemäß.

 

Als Schulpferd im üblichen Sinn war Pascha ungeeignet. Als Lehrpferd zeigte er sich nach kurzer Zeit unübertroffen.

„Vom Hengst geritten“, wie es so schön heißt oder „als Spätberufener“  umgangssprachlich bei Menschen, absolvierte Pascha seine Grundausbildung schnell und problemlos. Ab und zu erinnerte er sich an seine „Blüterabstammung“ und galoppierte sich seine Kraft und sein Temperament von der Seele, ohne dabei tückisch oder gar unfreundlich zu werden.

Die Tannenbaumwiese, eine mehrere Hektar große, von Wald und Büschen umrandete Heuwiese galoppierte er mit Andi im Sattel mit mächtigen Sprüngen im großen Oval und beachtlicher Ausdauer, bis er glaubte, sein Debüt als Rennpferd hinreichend absolviert zu haben. Als er dann auch noch im Springen Mut und Geschick zeigte, war uns allen klar, daß für ihn und somit auch für uns in seiner Gesellschaft die Vielseitigkeitsreiterei der ideale Zweig sein würde.

Pascha erlebte, zusammen mit Andi, während unseres Turniers in der Brandau seine Feuertaufe. Eine ziemlich feuchte Feuertaufe, wie ich mich deutlich erinnern kann. Es begann mit einem herrlichen Frühlingstag in dieser ersten Maiwoche. Eine Menge Reiter kamen mit ihren Pferden angereist. Sie belebten unsere Anlage mit edlen Rössern, bunten Farben und emsigem Treiben.

Die Richter nahmen die neu gebaute, anspruchsvolle Geländestrecke und auch den aufgestellten Parcours ab. Die Meldestelle verteilte die Rückenstartnummern und wimmelte einen Zahnarzt, einen bekannten Nörgler, ab. Ihm paßte es nicht, daß ein kleiner Betrag, der zur Rückgabe-Sicherheit entrichtet werden sollte, erhoben wurde. Im Versorgungszelt dampfte köstlicher Bohnenkaffee und die freiwilligen Helferinnen verteilten hausgemachten Kuchen, Wiener Würstel und die ersten Flaschen Bier.

Nach der Dressur am Vormittag wurde der Start für den Geländeritt frei gegeben. Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen. Die ersten Regentropfen klopften auf das Zeltdach. Ein leiser Wind bereitete den Startern angenehme Kühle. Auf dem Abreiteplatz schützten immer mehr glänzend gelbe Ostfriesennerze die Reiter auf ihren Pferden vor den immer heftiger werdenden Regenschauern. Zuschauer versteckten sich unter bunten Regenschirmen oder suchten Schutz in Pferdehängern.
Der Wind nahm zu und ließ die Mähnen und Schweife der Rösser wild flattern. Als schließlich Andi mit Pascha startete, war aus dem Regen ein Wolkenbruch geworden. Der Wind steigerte sich zum Sturm, der die Regenmassen ungestüm vor sich herpeitschte. Auf dem Parcoursplatz wurde das Springen abgeblasen, weil einige Hindernisse umgeweht wurden. Das Zelt, in dem eine Menge Zuschauer und auch einige Richter Schutz suchte, begann bedenklich zu wackeln. Nur dem beherzten Zugriff der Richter und einiger Männer, die sich an die querlaufenden Zeltstangen hängten, war es zu danken, daß die schützende Leinwand, inzwischen mehrerer Heringe beraubt, nicht auf und davon flog.

Andi duckte sich auf Pascha, der mit mächtigen Sprüngen von einem Hindernis zum anderen stampfte. Obwohl auch ihm der Sturm und der Regen die Sicht verschleierte, ließ er sich nicht beirren und flog mit seiner Reiterin ohne zu zögern über Baumstämme, Schafgatter und die vom Regen glänzenden Oxer. Im Auwald prasselten hinter den beiden dürre Äste auf das Geläuf. Frisch gebildete, braune Pfützen mit gekräuselter Oberfläche spritzten unter den Hufen des Wallachs auseinander. Bei Andi klebten Bluse und Rückennummer wie eine zweite Haut auf dem Körper und das Wasser lief ihr in Bächen hinunter.

Von den Hindernisrichtern war keiner mehr zu sehen und auch die Ziellinie war nicht mehr besetzt. Obwohl keine Wertung mehr vorgenommen wurde, hatten Andi und Pascha ihren ersten Geländeritt mit Anstand und gut überstanden. Es blieb, auch nach vielen anderen Starts, derjenige, der nie vergessen wurde.

   

Es folgten noch viele Vielseitigkeitsprüfungen, Geländeritte und Reiterprüfungen. In Massenhausen, irgendwo in den Bergen, in Dachau und an verschiedenen anderen Orten. Sie alle wurden mit Anstand und meist mit großem Erfolg von Andi und Pascha bestritten.

Die Vorbereitungen für diverse Vielseitigkeitsprüfungen förderten nicht nur die Ausbildung des Pferdes, sondern waren auch Motivation für Andi, eine sinnvolle, sensible und konditionelle Arbeit mit Pascha zu leisten. Wer Andi kennt ,wußte, daß sie in bestimmten Situationen sehr impulsiv sein konnte. Ein Umstand, mit dem Pferde nur schwer zu Recht kommen. Pascha, der sich kraft seiner Persönlichkeit nachhaltig gegen einen Ausbruch von Andis Temperament stellte, bewirkte dadurch einen spürbaren, segensreichen Wandel bei der jungen Reiterin.

Das war es, was ich als „Lehrpferd“ so sehr an Pascha schätzte.

Von diesem Tag an nämlich, gelang es Andi, sich so zu beherrschen, daß sie ihr erstaunliches Talent beim Umgang mit Tieren voll entfalten konnte. Die weitere Folge, verbunden mit einer tiefen Zuneigung und Liebe war, daß sich im Laufe der Zeit immer wieder Situationen ergaben, die nur über ein gerüttelt Maß an Vertrauen zwischen Mensch und Tier erreicht werden konnten.

Beim Überlandritt in den Bayer. Wald war ich mit Pascha beritten. Noch heute bin ich angetan von der Harmonie, dem zuverlässigen Einsatz und der rührenden Vertrautheit, die uns all die vielen Tage begleiteten. Wenn wir unterwegs unser Pferd führten, überwanden wir manchen Steilhang auch abgesessen. Pascha benahm sich dabei ganz professionell. Zügig ging er voraus und zog mich, der ich mich an seinem Schweif festhielt, ohne zu stocken, den Berg hoch. Es war, als wüßte er genau wohin wir wollten, wobei er akkurat die günstigsten Stellen wählte, die auch für die nachfolgende Gruppe paßte.

Ein schrecklich aufregendes Erlebnis erlebten wir bei einem Tierarztbesuch in der Brandau.

Unser Tierarzt, Dr. Zottmeier mußte Pascha mit einer Spritze behandeln. Kaum war die Spritze verabreicht, begann Pascha am ganzen Leib zu zittern, er verdrehte die Augen und war nach wenigen Augenblicken klatschnaß. Seine Atmung wurde kurz und stoßartig. Das große Pferd begann schließlich in dem schmalen Gang vor den Boxen zu schwanken. Er reagierte auf die Spritze mit einem anaphylaktischem Schock, der wirklich lebensbedrohende Auswirkungen zu haben schien. So schnell haben wir unseren Tierarzt noch nie zu seinem Auto rennen, eine Spritze aufziehen und verabreichen sehen, wie in diesen kurzen Minuten. Der Kommentar „das war knapp“ bestätigte und beendete schließlich diese lebensgefährliche Situation.

   

In den neuen Bundesländern, also in Zöthen bei Camburg, wohin wir mit dem ganzen Betrieb nach der Wende umgezogen sind, war Pascha eine große Hilfe. Viele Schüler aus Bayern verbrachten in der Folgezeit bei uns in Thüringen Ferien und absolvierten ihren Reiterpaß oder ihr Reitabzeichen bei uns. Dabei glänzte Pascha durch seinen flüssigen Springstil.

Ganz spurlos ging die Zeit allerdings auch an Pascha nicht vorbei. So ganz allmählich wurde er ruhiger, gelassener und konnte unter fortgeschrittenen Reitern im Schulbetrieb eingesetzt werden. Anne, Uli und Gerhard zeigten sich u. a. als gute Partner. Es waren immer glückliche Stunden, die sie mit ihm verbrachten.

   

Pascha bekam im Laufe der Jahre viele weiße Stellen im Gesicht. Später dann verlor er wichtige Zähne und an den Beinen traten Verknöcherungen auf. Den Verlust der Zähne konnten wir mit Müsli, eingeweichten Rübenschnitzel und Grünpellets ausgleichen. Die Verknöcherungen an den Beinen behandelte der Tierarzt und ersparte ihm dadurch Schmerzen. Auf der Koppel tat er sich mit seinem Rentnerkumpel Noni zusammen. Gemächlichen Schrittes machten sie sich abends gemeinsam auf den Heimweg zum Stall und mieden das junge Gemüse, das übermütig herumtollte.

Im Laufe meines Lebens waren mir viele Pferde anvertraut. Sie alle lagen mir am Herzen. Trotzdem muß ich heute sagen, daß nur mit einigen von ihnen eine ganz besondere Verbundenheit bestand. Gewissermaßen eine tief empfundene Freundschaft

Pascha gehörte zu ihnen.

 

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